Herzrhythmusstörungen

Long-QT-Syndrom (LQTS) Romano-Ward-Syndrom:

Stufe 1: KCNH2, KCNQ1, SCN5A
Stufe 2: AKAP9, ANK2, CACNA1C, CALM1, CALM2, CAV3, KCNE1, KCNE2, KCNJ2, KCNJ5, SCN4B, SNTA1

Jerwell-Lange-Nielsen-Syndrom:

KCNE1, KCNQ1

Das Long -QT-Syndrom (LQTS) ist ein genetisch bedingtes primäres Arrhythmiesyndrom mit einer Störung der Reizweiterleitung der Herzmuskelzellen. Dadurch kann es zu lebensbedrohlichen Arrhythmien kommen und in seltenen Fällen sogar zum plötzlichen Herztod. Zu den klinischen Symptomen gehören Herzklopfen, plötzliche Bewusstlosigkeit (Synkopen) und Krampfanfälle als Folge von ventrikulären Arrhythmien, klassischerweise Torsade de Pointes. Ausgelöst werden diese Symptome durch eine Fehlfunktion der Ionenkanäle, wodurch es zu einer verzögerten Repolarisation des Aktionspotentials kommt und sich dadurch das QT-Intervall verlängert. Aktuell gibt es 17 verschiedene Subtypen des LQTS, die mit Mutationen in 15 autosomal-dominanten Genen assoziiert sind. Es kann dabei zwischen dem Romano-Ward-Syndrom (LQT1-15) und dem Jervell-Lange-Nielsen Syndrom mit zusätzlicher Schwerhörigkeit (JLN1/2) unterschieden werden.

Bei Verdacht auf ein LQTS sollte immer eine ausführliche Familienanamnese über drei Generationen erhoben werden. Es sollte insbesondere nach plötzlichen Todesfällen, Synkopen oder Krampfanfällen gefragt werden. Als kardiologische Basisdiagnostik umfasst zunächst ein 12-Kanal-Ruhe-EKG, sowie ein Belastungs-EKG und ein Langzeit-EKG. Eine echokardiographische Untersuchung sollte durchgeführt werden, um mögliche strukturelle Fehlbildungen des Herzens auszuschließen. Eine kausale Therapie des LQTS ist derzeit nicht möglich. Ziel ist es, eine frühzeitige Diagnose zu stellen, um eine adäquate symptomatische Therapie zu ermöglichen und den Lebensstil entsprechend anzupassen, so dass das Risiko eines plötzlichen Herztodes gesenkt werden kann. 

Beim Romano-Ward-Syndrom erfolgt die Diagnostik in einem zwei-stufigen Prozess. Es werden zunächst die Gene der Stufe 1 ausgewertet. Sollten diese unauffällig sein, besteht die Möglichkeit einer erweiterten Panel-Diagnostik der Stufe 2.

Brugada-Syndrom:

ABCC9, CACNA1C, CACNA2D1, CACNB2, FGF12, GPD1L, HCN4, KCND2, KCND3, KCNE5, KCNE3, KCNH2, KCNJ8, PKP2, RANGRF, SCN1B, SCN2B, SCN3B, SCN5A, SCN10A, SEMA3A, SLMAP, TRPM4

Das Brugada-Syndrom ist gekennzeichnet durch Herzleitungsveränderungen (ST-Strecken-Anomalien der Ableitungen V1-V3 im EKG und ein hohes Risiko für ventrikuläre Arrhythmien), die zum plötzlichen Tod führen können. Das Brugada-Syndrom tritt vor allem im Erwachsenenalter auf, obwohl das Alter bei der Diagnose vom Säuglingsalter bis zum späten Erwachsenenalter reichen kann. Das mittlere Alter des plötzlichen Todes liegt bei etwa 40 Jahren. Bei wiederkehrenden Synkopen, Kammerflimmern, selbst-terminierenden polymorphen ventrikulären Tachykardien, sowie Herzstillstand und einer positiven Familienanamnese für plötzlichen Herztod und den typischen EKG-Auffälligkeiten sollte eine Diagnostik hinsichtlich des Brugada-Syndroms erfolgen. Zusätzliche sollte gegebenenfalls auch bei plötzlichem Kindstod (SIDS) und bei einem plötzlichen unerwarteten nächtlichen Tod an ein Brugada-Syndrom gedacht werden. Betroffene, die bereits eine Vorgeschichte mit Synkope und Herzstillstand hatten, sollten einen Defibrillator eingesetzt bekommen. 

Katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT):

CALM1, CASQ2, RYR2, TRDN

Die katecholaminerge polymorphe ventrikuläre Tachykardie (CPVT) ist gekennzeichnet durch episodische Synkopen, die bei Personen ohne strukturelle Herzanomalien während körperlicher Betätigung oder akuter Emotion auftreten. Die zugrundeliegende Ursache dieser Episoden ist erklärt durch den Beginn einer schnellen ventrikulären Tachykardie, die entweder bidirektional oder polymorph aussehen kann. Eine spontane Erholung kann eintreten, wenn es zur Persistenz der Rhythmusstörung kommt. Die ventrikuläre Tachykardie kann jedoch auch in Kammerflimmern übergehen und dadurch zum plötzlichen Tod führen, wenn eine kardiopulmonale Wiederbelebung nicht ohne weiteres möglich ist. Das erste Ereignis einer synkopale Episode tritt häufig zwischen dem siebten und zwölften Lebensjahr auf, jedoch wurden auch seltene Fälle der Erstmanifestation im vierten Lebensjahrzehnt beobachtet. Unbehandelt ist die CPVT hochgradig tödlich, da etwa 30% der Betroffenen mindestens einen Herzstillstand und bis zu 80% einen oder mehrere synkopische Anfälle erleiden. Die Gefahr ist, dass der plötzliche Tod die erste Manifestation der Krankheit sein kann.

Short-QT-Syndrom (SQTS)

Stufe 1: KCNH2, KCNJ2, KCNQ1, SLC4A3
Stufe 2: CACNA1C, CACNB2, SCN5A

Das Short-QT-Syndrom (SQTS) ist eine seltene genetische Erkrankung, die gekennzeichnet ist durch kurze QT-Intervalle und mit einem plötzlichen Herztod einhergeht. Die Ausprägung der Erkrankung kann sehr variabel sein, von keinen Beschwerden bis hin zu Schwindel, Synkopen und sogar zum plötzlichen Herztod aufgrund von Kammerflimmern. Die Herzrhythmusstörungen können jederzeit vom frühen Kindesalter bis ins hohe Alter auftreten, jedoch werden die meisten Fälle bereits in jungen Jahren beobachtet. Zusätzlich besteht eine männliche Dominanz des SQTS. Die Prävalenz von SQTS wird auf 0,02-0,1% geschätzt. 

Die Diagnostik erfolgt in einem zwei-stufigen Prozess. Es werden zunächst die Gene der Stufe 1 ausgewertet. Sollten diese unauffällig sein, besteht die Möglichkeit einer erweiterten Panel-Diagnostik der Stufe 2.

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