Kardiomyopathie
Kardiomyopathie
Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM):
Stufe 1: ACTC1, MYBPC3, MYH7, MYL2, MYL3, PLN, TNNI3, TNNT2, TPM1
Stufe 2: ACTN2, ALPK3, ANKRD1, CALR3, CSRP3, JPH2, KLF10, MYH6, MYLK2, MYOM1, MYOZ2, MYPN, NXN, OBSCN, PDLIM3, RYR2, TCAP, TNNC1, TRIM63, TTN, VCL
Die hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) stellt die häufigste erbliche Herzerkrankung dar und ist gekennzeichnet durch eine isolierte progressive Myokardhypertrophie, systolische und diastolische ventrikuläre Dysfunktion, Arrhythmien, plötzlichen Herztod und histopathologische Veränderungen wie Kardiomyozyten-Disarray und Myokardfibrose. Mutationen in Genen, die für Proteine des kontraktilen Apparats der Kardiomyozyten kodieren, wurden als Ursache der HCM identifiziert. Der klinische Verlauf der Erkrankung variiert aufgrund von umweltbedingten, genetischen und epigenetischen Faktoren stark, wobei sich einige Patienten im Kindesalter präsentieren, während andere bis ins späte Alter asymptomatisch bleiben. Die Patienten können entweder Symptome einer Herzinsuffizienz aufweisen, oder das erste Symptom kann der plötzliche Herztod aufgrund maligner ventrikulärer Arrhythmien sein. Aktuell gibt es bei der genetisch bedingten HCM keine kausale Therapie, so dass der Schwerpunkt auf einer Früherkennung asymptomatischer Risikopatienten durch molekulardiagnostische und klinische Screening-Untersuchungen von Familienmitgliedern liegt. Ziel ist es, den plötzlichen Herztod zu verhindern, ggf. durch ein Verbot der Teilnahme an sportlichen Wettkämpfen oder der Implantation von Defibrillatoren, sowie eine symptomatische Herzinsuffizienztherapie einzuleiten. Die genetische Diagnose ermöglicht es, asymptomatische Mutationsträger vor dem Ausbruch der klinischen Erkrankung zu identifizieren und damit frühzeitig zu behandeln.
Sollte die genetische Diagnostik der bekannten HCM-Gene unauffällig sein, sollte über Differentialdiagnosen der HCM nachgedacht werden:
- Glykogenspeicherkrankheit mit Kardiomyopathie (PRKAG2)
- Morbus Pompe (GAA)
- Morbus Fabry (GLA)
- Danon Krankheit (LAMP2)
- Amyloidose (TTR)
- Noonan Syndrom (PTPN11, SOS1, RAF1, RIT1, KRAS, BRAF, LZTR1, MAP2K1, NRAS)
- Costello Syndrom (HRAS)
- CFC-Syndrom (BRAF, MAP2K2, KRAS)
- Friedreich Ataxie (FXN)
- Myotonische Dystrophie (DMPK)
- Morbus Niemann-Pick (NPC1)
- Refsum Syndrom (PAHX)
- Kearns-Sayre-Syndrom (mtDNA)
- MELAS (mtDNA)
- MERFF (mtDNA)
Die Diagnostik erfolgt in einem zwei-stufigen Prozess. Es werden zunächst die Gene der Stufe 1 ausgewertet. Sollten diese unauffällig sein, besteht die Möglichkeit einer erweiterten Panel-Diagnostik der Stufe 2.
Dilatative Kardiomyopathie (DCM):
ACTC1, ACTN2, ANKRD1, BAG3, CSRP3, DES, DMD, DSG2, EYA4, LDB3, LMNA, MYBPC3, MYH6, MYH7, NXN, PLN, PRDM16, PSEN1, PSEN2, RBM20, SCN5A, SGCD, TAZ, TCAP, TMPO, TNNI3, TNNT2, TPM1, TTN, VCL
Die dilatative Kardiomyopathie (DCM) ist gekennzeichnet durch eine Dilatation des linken Ventrikels und einer kontraktilen Dysfunktion. Mit einer Prävalenz von 1 auf 2.500 ist sie die am häufigsten diagnostizierte Kardiomyopathie. Etwa 40% der Patienten mit DCM weisen eine genetische Veränderung auf. Das Erkrankungsalter liegt gewöhnlich im 3.oder 4. Lebensjahrzehnt mit einem zusätzlichen Peak bei Kleinkindern. Eine klinische Variabilität sowie eine Variabilität des Erkrankungsbeginns und eine reduzierte Penetranz kann selbst innerhalb einer Familie beobachtet werden. Die DCM kann isoliert vorkommen sowie auch im Rahmen einer syndromalen Erkrankung.
- Barth-Syndrom (TAZ)
- Carvajal-Syndrom (DSP)
- Duchenne’sche Muskeldystrophie (DMD)
- Emery-Dreifuss-Muskeldystrophie (EMD, FHL1, LMNA)
- HFE-assoziierte hereditäre Hämochromatose (HFE)
- Distale Muskeldystrophie Typ Laing (MYH7)
- Gliedergürteldystrophie Typ IB (LMNA)
- Mitochondriopathie
Arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC):
Stufe 1: CDH2, DES, DSC2, DSG2, DSP, FLNC, JUP, LMNA, PKP2, PLN, TMEM43
Stufe 2: ANK2, PRDM16, RYR2
Die arrhythmogene rechtsventrikuläre Kardiomyopathie (ARVC) ist gekennzeichnet durch einen fortschreitenden Ersatz des Herzmuskels durch Fettzellen. Insbesondere bei jungen Menschen und Sportlern besteht die Gefahr einer ventrikulären Tachykardie und plötzlichem Herztod. Die ARVC betrifft in erster Linie den rechten Ventrikel, wobei auch der linke Ventrikel betroffen sein kann. Das Krankheitsbild ist selbst innerhalb von Familien sehr variabel ausgeprägt. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose beträgt etwa 30 Jahre. Die genetische Diagnose ermöglicht es, asymptomatische Mutationsträger ggf. vor einem plötzlichen Herztod durch eine geeignete medikamentöse Therapie oder durch die Implantation eines Defibrillators zu schützen.
Die Diagnostik erfolgt in einem zwei-stufigen Prozess. Es werden zunächst die Gene der Stufe 1 ausgewertet. Sollten diese unauffällig sein, besteht die Möglichkeit einer erweiterten Panel-Diagnostik der Stufe 2.
Linksventrikuläre non-compaction Kardiomyopathie (LVNC):
Stufe 1: ACTC1, ACTN2, CASQ2, DSP, DTNA, LDB3, LMNA, MIB1, MYBPC3, MYH7, PRDM16, RYR2, SCN5A, TAZ, TNNT2, TPM1
Stufe 2: ABCC9, DMPK, HCN4, PKP2, PLEKHM2
Die linksventrikuläre non-compaction Kardiomyopathie (LVNC) stellt die dritthäufigste Kardiomyopathie bei Kindern dar und ist gekennzeichnet durch ein zweischichtiges Myokard, das aus einer dünnen, verdichteten epikardialen Schicht und einer dicken, nicht verdichteten endokardialen Schicht mit zahlreichen prominenten ventrikulären Trabekeln und tiefen intertrabekulären Vertiefungen besteht. Es wird angenommen, dass die LVNC aus der fehlenden Verdichtung der endomyokardialen Schicht während der frühen Embryogenese resultiert. Wenn das embryonale Muster postnatal persistiert, ähnelt die Morphologie dem embryonalen „spongiformen“ Myokard. Die LVNC kann isoliert oder im Rahmen einer syndromalen Erkrankung auftreten.
Die Diagnostik erfolgt in einem zwei-stufigen Prozess. Es werden zunächst die Gene der Stufe 1 ausgewertet. Sollten diese unauffällig sein, besteht die Möglichkeit einer erweiterten Panel-Diagnostik der Stufe 2.
Restriktive Kardiomyopathie (RCM):
ABCC6, ACTC1, AGXT, APOA1, BMP5, BMP7, CRYAB, DES, DNAJB6, FHL1, FLNC, GBA, GLA, GRHPR, HAMP, HFE, HFE2, HJV, HOGA1, IDS, IDUA, LDB3, LMNA, MYBPC3, MYH7, MYL3, MYOT, MYPN, NPC1, NPC2, PNPLA3, SLC40A1, SMPD1, TAZ, TNNC1, TNNI3, TNNT2, TTR, WRN
Die restriktive Kardiomyopathie ist eine sehr seltene Herzmuskelerkrankung, die durch funktionelle und nicht durch anatomische Befunde diagnostiziert wird. Sie führt zu einer erhöhten myokardialen Steifheit, die in einem raschen Anstieg des Ventrikeldrucks resultiert, trotz einer nur geringen Zunahme des Ventrikelvolumens.
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